Naturfreunde Ludwigshafen e.V.

Die Geschichte der Ortsgruppe

Unsere Geschichte

Gründungsgeschichte der Ortsgruppe

Gründung der Ortsgruppe Naturfreunde Ludwigshafen am Rhein

Am 28. Dezember 1910 wurde die Ortsgruppe der Naturfreunde in Ludwigshafen am Rhein ins Leben gerufen – die erste ihrer Art in der Pfalz! Damit legte die Stadt den Grundstein für eine lange Tradition des Wanderns und Naturerlebens in der Region. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Joh. Ernst, Joh. Bernzott (Kassierer), Hugo Gehm (Schriftführer), Martin Saal, Eugen Ziegler, Friedrich Sonnick, Michael Saal (Obmann) und Adam Ille (Obmann-Stellvertreter). Bereits im ersten Jahr nach der Gründung zählte die Ortsgruppe stolz 42 Mitglieder. 

Mit dem zunehmenden Interesse an den Naturfreunden über die Jahrzehnte entstanden auch immer mehr Gruppierungen innerhalb von Ludwigshafen, die sich in den verschiedenen Ortsteilen wie Rheingönheim, Gartenstadt, Oggersheim und Oppau-Edigheim organisierten.

Der Erste Weltkrieg sorgte jedoch für einen starken Rückgang der zuvor großen Gemeinschaft. So sank die Mitgliederzahl im Jahr 1918 auf nur noch 76 zahlende Mitglieder. Doch die Ortsgruppe erholte sich rasch und konnte bereits binnen zwei Jahren wieder an Wachstum zulegen. Im Jahr 1920 zählte man stolze 515 Mitglieder und konnte damit das Angebot der Naturfreunde in der Region weiter ausbauen.

Aktivitäten und Aktionsformen

Aktivitäten der Naturfreunde Ludwigshafen

Die Ortsgruppe der Naturfreunde Ludwigshafen zeichnete sich von Anfang an durch eine große Aktionsbereitschaft und ein vielfältiges Angebot aus.

Wandern
Ein wesentlicher Bestandteil der Naturfreunde Ludwigshafen war das Wandern, das bereits 1913 einen wichtigen Platz in der Vereinsarbeit einnahm. Zahlreiche Touren wurden organisiert, darunter auch spezielle Wanderungen für Kinder und Jugendliche, um frühzeitig ein Bewusstsein für die Natur zu schaffen.

Wasserwandern
Die unberührte Stille der Flüsse und Bäche zog zahlreiche Wandersleute an. So gründete sich eine Abteilung für Wasserwandern, die ein eigenes Bootshaus in Ludwigshafen unterhielt. Hier konnten sich die Mitglieder auf das Abenteuer auf dem Wasser einlassen und die Natur aus einer ganz anderen Perspektive erleben.

Vorträge und Vereinsabende
Neben den Wanderungen waren auch Vorträge und Vereinsabende ein zentrales Element der Vereinsarbeit. Es wurden zahlreiche Themenabende und Lichtbildvorträge organisiert, die sich mit heimatlichen Landschaften, Burgen und Klöstern, der Geschichte der Pfalz, den Tieren und Pflanzen der Region sowie Dichtern und Schriftstellern beschäftigten. Darüber hinaus erfreuten sich Wochenendkurse im Naturfreundehaus Elmstein großer Beliebtheit und zogen zahlreiche Besucher*innen an.

Musik
Wo Gemeinschaft entsteht, darf Musik nicht fehlen. So fand sich schnell ein Chor, der die Veröffentlichung des Wander-Liederbuches der Ortsgruppe Mannheim mit viel Zuspruch empfing. 1920 entstand eine Gesangsabteilung mit über 50 Sänger*innen. Besonders engagiert waren die Dirigenten Stitzel (1920–1930) und Hugo Zwicker (1930–1933). Auch der Genosse Winkler trug zur musikalischen Vielfalt bei, indem er ab 1913 kostenlos Mandolinenunterricht für Mitglieder anbot. 1918 wurde unter der Leitung von August Walk eine Zupfmusikgruppe gegründet, die ebenfalls zum kulturellen Leben des Vereins beitrug.

Fotografie
Im Jahr 1920 schlossen sich einige Mitglieder zu einer Fotogruppe zusammen, die regelmäßig Foto-Ausstellungen organisierte und Wettbewerbe ins Leben rief. Diese Aktivitäten förderten das kreative Engagement der Mitglieder und brachten die Schönheit der Natur in den Fokus der Öffentlichkeit.

Gründung eines Erholungsheims

Schon früh strebten die Naturfreunde Ludwigshafen die Errichtung eines Erholungsheims an, um ihren Mitgliedern eine feste Unterkunft für Erholung und Gemeinschaft zu bieten. Am 20. Mai 1912 fand hierzu eine Mitgliederversammlung statt. Zunächst wurde ein Grundstück in der Gemeinde Deidesheim ins Auge gefasst, um dort das geplante Erholungsheim zu errichten. Doch es sollte anders kommen: Nur sechs Monate später schlug der Naturfreund Betz vor, nach einer preiswerteren Alternative zu suchen.

Die endgültige Entscheidung, ein Naturfreundehaus zu bauen, fiel schließlich bei der Konferenz des Gaues Pfalz (Vorständekonferenz) am 24. Oktober 1913. Hier wurde der Grundstein für das geplante Naturfreundehaus gelegt.

Im Februar 1914 wurde der erste Hausreferent für das Naturfreundehaus bestimmt: Genosse Dertnig, der zugleich als Beisitzer in den Vorstand gewählt wurde, zusammen mit J. Betz als Obmann. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte die Aktivitäten zum Erliegen, da viele Mitglieder, darunter auch Genosse Betz, an die Front entsandt wurden. Neuwahlen und Vereinsaktivitäten mussten vorübergehend ausgesetzt werden.

Am 28. September 1917 übernahm Paul Selbach den Posten des verstorbenen Johann Wolf. Es dauerte jedoch bis zum 2. März 1919, bis der Beschluss zum Bau des Hauses gefasst wurde – mit der Ortsgruppe als alleiniger Bauherrschaft.

Durch einen Boykott der Reichsbahn musste auf die Regionalbahn nach Bad Dürkheim ausgewichen werden, mit anschließendem Marsch nach Elmstein. Werkzeuge und sogar Fenstervorrichtungen wurden durch den Wald eigenhändig transportiert.

Am 15. Mai 1921 war es schließlich so weit: Das Naturfreundehaus wurde mit einer beeindruckenden Zahl von 4000–5000 Besuchenden feierlich eingeweiht.

“Elmstein war für uns der Inbegriff der Ruhe, der Kameradschaft und es war für uns das Paradies.” berichtet Franz Haag bei Erzählung der Gründungsgeschichte bei einer Veranstaltung in Elmstein März 1927.